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Die Weisheit des Narren ~ Teil 10

Eine Reise durch die 22 großen Arkanen des Tarot

So wollen wir nun den NARREN, die 0. Arkane betrachten.

Oftmals wird diese Arkane als das Bild eines Menschen gedeutet, der von seinen Leidenschaften (= dem Hund) verfolgt wird und ihnen nicht widerstehen kann; wobei der Narr dann als Symbol des Fleisches und seiner Befriedigung betrachtet wird.

Diesen scheinbar damit ausgedrückten moralischen Standpunkt glaubte z.B. Papus in den vier Zeilen von Eliphas Levi wieder zu finden: „Arbeiten, seine Aufgabe erfüllen, ist Leidensgrund; Ist Unglück dem Faulenzer, der schläft auf dem Pfad; Der Schmerz folgt seinen Fersen wie ein räudiger Hund, Jeder verlorene Tag ist für den folgenden Teufelssaat.“

Um diesen Vierzeiler zu entschlüsseln, fragen Sie sich zunächst, was ist für Sie ein Narr und welche Bedeutung hat für Sie die Arbeit. Arbeiten zu müssen, mag ein Leidensgrund für den unbewußten Weltenmenschen sein, der noch nicht erfahren hat, was es bedeuten kann seine Aufgabe zu erfüllen, denn er kennt sie nicht und fragt nicht danach. Arbeit bringt meist dann Verdruß, wenn kein befriedigendes seelisches Gefühl im Menschen entsteht, das diese Arbeit seiner inneren Berufung entspricht, die er kennt, weil er weiß da er auf dem Weg vom Magier zum Weisen sprich Narren (= von weise) geworden ist und damit auch imstande ist, sie zu erfüllen.

Natürlich ist eine unbewußte Arbeitsauffassung Unglück dem Faulenzer „der schläft auf dem Pfad“ und das tun die meisten Menschen, die da glauben Leben bestehe einzig und alleine aus Aufstehen, Anziehen, Arbeiten, Geld verdienen, Häuslebauen, Familie und Freizeit als den Grundbausteinen ihres Lebens.

In der Symbolsprache wird ein solch unbewußter Mensch oft als Tor oder Narr bezeichnet, weil er den Inneren Weg nicht geht, sondern sich einfach treiben läßt von Wellness und Lust. Dies ist ihm Antrieb genug sich in den Lebenstraum zu werfen, um niemals mehr daraus zu erwachen. Nun, diesem Toren folgt der Schmerz auf den Fersen, wie der räudige Hund der Leidenschaften und Triebe. Insofern, ist auch jeder verlorene Tag, an dem der Mensch sich nicht besinnt, auf seine eigentliche innerste Aufgabe, nämlich dem Weg oder Pfad zu folgen, Teufelssaat, um es mit Eliphas Levi`s Worten auszudrücken.

Wie aber sieht unter esoterischen Gesichtspunkten im Narren die bewußte Umkehr des Menschen aus, in seiner aktiven Rückkehr zur göttlichen Welt? In der ungeoffenbarten Potenz dieser Arkane liegen alle Dinge ununterschieden beieinander. Es ist die Ununterschiedenheit des Seins, das Wesen aller Dinge, jenseits von Polarität, dem wir hier begegnen. Manch einer würde das als Chaos bezeichnen, doch dieses Chaos symbolisiert die Einheit. In der Einheit sind alle Elemente und Bausteine der Schöpfung vorhanden und so ist der eigentliche Name dieser Arkane GOTT.

Vor uns liegt das Bild der höchsten Einheit, soweit es sich der Mensch gerade noch vorstellen kann, wirklich erfassen kann man es nicht, denn erst einmal ist das menschliche Denken begrenzt. Nur über abstrakte Denkmodelle und Symbolsysteme wie die Astrologie, den Tarot oder die Kabbalah als auch langjährige, mystische Studien und Übung in der Meditation, läßt sich das Denken und die Wahrnehmung soweit schulen, daß man einmal in der Lage sein wird, zu erahnen, was damit gemeint sein könnte. Doch zum wirklichen Erfassen, zum inneren Be- als auch Ergreifen, also offenbaren (= phanein) gehört die Gnade Gottes, die nur dort weht, wo der Geist es will.

Was mag der Narr wohl in seinem Beutel haben? Oftmals wird behauptet, daß darin vom Narren unerkannt die vier magischen Waffen liegen. Stimmt das so? Nun, wenn man auf das Wort NARR, im Sinne von weltlichem Tor hereinfällt, dann schon; erfaßt man aber diese Arkane als Gott, dann kann das so nicht stimmen.

Alles liegt daran, ob der Mensch seine Aufgabe im großen kosmischen Spiel erkennt und ob er verstanden hat, dass Gott selbst nicht erkennend ist, denn Erkenntnis gibt es nur innerhalb der Polarität. So braucht es immer einen Narren, der bereit ist in die Spaltung zu gehen, um dort Erkenntnisse zu machen durch den Umgang mit den vier magischen Waffen und der am Ende wieder in Gott anlangt, um sein Wissen an dieser Stelle dem Ganzen, also Gott zu übergeben.

Die Arkane 0, der Narr ist das höchste Symbol für Vollkommenheit, so wie der Christos, der Logos, der Hermes. Es ist das Problem der Welt, daß sie den Narren als blöd bezeichnet. Doch der Narr geht seinen Weg und was die Welt von ihm sieht, ist meistens nur sein Hinterteil (Till Eulenspiegel).

Als Gott steht er vor dem Abgrund und weil er Gesetz und Ordnung selber ist, wird er davon getragen. Nun ist die Wahrheit offenbar: alles was ist, ist Gott; es ist unmöglich einen Ort im Universum zu finden, wo Gott nicht ist. Der Mensch kann gar nicht herausfallen aus der göttlichen Ordnung, nur sein Warnsystem (= Ego) muß er opfern. Der Narr ist Gott und so hat er keinen Anfang und kein Ende.

Galt für den tanzenden Androgyn nur noch das Wort und war die 21. Die Welt die höchste menschliche Ebene, die man erreichen kann; so ist der Narr hingegen die höchste göttliche Ebene. Der Narr, hat das Göttliche, die weiße Rose erkannt, er ist das Höchste, so hoch, daß die Welt es nicht versteht, was aber auch nicht das Problem des Narren ist.

Was nun folgt als letzte Station auf dem Pfade, ist Apotheose, die Vergöttlichung, die Erhebung des Menschen zum Gott, d.h. die Göttlich-Werdung des Menschen.

Die Arkane „Der Narr“ symbolisiert die totale Verschmelzung des göttlichen Menschen mit Gott. Davon berichtet die Heilige Schrift immer wieder, z.B. bei Elias, Hesekiel und Henoch. Immer kommt ein feuriger Wagen vom Himmel herab und nimmt diesen Menschen auf und er ward nicht mehr gesehen: „Denn Henoch lebte 365 Jahre (= Sonnenzahl) und weil er mit Gott wandelte, ward er nicht mehr gesehen.“

Henoch setzte Geschlechter in die Welt und wurde herausgenommen aus der Welt ohne zu sterben; d.h. er ging ohne Todeserlebnis ein in diese höchste Ebene. Er ist glorifiziert worden, denn er war in der Lage sich zu Gott zu erheben wie Moses.

Und jeder Mensch hat die Aufgabe einmal so zu werden, muß sich soweit geschliffen haben, daß er wie Henoch, direkt zu Gottes Thron gelangen kann; dann ist er „Metatron“ „der neben dem Thron stehende“.

Das ist die Weisheit des Narren, die er ERFAHREN (- nicht nur begriffen) hat und so tanzt er am Abgrund in Ewigkeit.

…und mit der nächsten Drehung der ROTA…
…tritt er ein in den Kreis des Werdens...
…und wieder wird er sich vor einem Tisch inmitten eines blühenden Gartens wieder finden…
…erneut seinem Beutel die 4 magischen Waffen entnehmen…
…und schöpferisch selbstgestaltend erneut seine Lebensbasis entfalten…

Und hier endet unsere große Reise durch die 22 Arkanen …oder beginnt sie vielleicht?….


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